MEINE BACHELORARBEIT

 

Im Juli habe ich mit der Abgabe meiner Bachelorarbeit in Fotografie mein Design-Studium beendet. Meine bisher größte Arbeit möchte ich euch heute vorstellen und damit meinen neuen Blog einweihen.

Bevor ich euch das Thema meiner Bachelorarbeit erzähle, möchte ich euch zunächst meine damalige Herangehensweise erläutern - wie ich zu diesem Thema gekommen bin und warum ich genau jenes gewählt habe. Mir war von Anfang an klar, dass ich mich in meiner Bachelorarbeit der Portraitfotografie, meinem liebsten Bereich, widmen möchte. Im gesamten Studium kam die Portraitfotografie viel zu kurz und daher konnte ich aus den bisherigen Studienarbeiten nichts für mein Portfolio dazu gewinnen, was ich mit der letzten und größten Arbeit des Studiums ändern wollte.

Meine bisherigen Portraitarbeiten haben keine Geschichte, keinen bedeutsamen Hintergrund warum ich es genau so fotografiert habe - ich habe einfach immer so fotografiert, wie es mir eben gerade gefiel. Umso schwieriger fiel es mir deshalb ein Thema für meine Bachelorarbeit zu finden. Da konnte ich nicht "einfach nur schöne Fotos" machen, es musste eine Geschichte dahinter stecken. Und das Wort "Geschichte" habe ich wortwörtlich genommen. So kam ich nach langem Überlegen schließlich auf die Geschichte der 14-jährigen Susie Salmon aus dem von Alice Sebold geschriebenen Roman "In meinem Himmel". Die Geschichte fesselte mich damals schon - sowohl das Buch als auch den Film kannte ich. Für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen, fasse ich das Geschehene kurz zusammen:

Susie wird von ihrem Nachbarn vergewaltigt und ermordet. Doch ihre Existenz ist damit nicht ausgelöscht - sie „lebt“ anschließend im Himmel weiter, der sich ihren Vorstellungen anpasst. Obwohl Susie in ihrer eigenen perfekten Welt ist, ist sie nicht immer glücklich - sie hat ihr schweres Schicksal zu verarbeiten und leidet mit ihrer trauernden Familie mit, die sie auf der Erde beobachtet.

„Wenn du aufhörst zu fragen, warum du ermordet wurdest und nicht jemand anders, aufhörst, dem durch deinen Verlust entstandenen Vakuum nachzuspüren, aufhörst, dich zu fragen, was alle, die noch auf der Erde sind, empfinden“, sagte sie, „kannst du frei sein. Du musst, schlicht und einfach gesagt, die Erde preisgeben.“ Das erschien mir unmöglich.“ (In meinem Himmel, Seite 142)

Aber ihre Familie spürt, dass Susie‘s Existenz nicht ausgelöscht ist - das gibt sowohl ihnen auf der Erde als auch Susie im Himmel Kraft. 

„Ich glaube, Susie beobachtet mich.“ Ich war ekstatisch im Himmel. […] Mein Vater wusste Bescheid, dachte ich.“ (In meinem Himmel, Seite 71)

Diese Geschichte habe ich als Vorlage für meine Arbeit genommen. Mein Ziel dabei war es nicht die Szenen eins zu eins umzusetzen, vielmehr ging es mir um die Symbolik dahinter und das Ganze in Portraits mit Hilfe von Stimmungen und Emotionen umzusetzen. 

Es haben sich hierbei für mich vier Ebenen aus dem Buch heraus kristallisiert, die ich fotografisch umgesetzt habe: Der Mord, der Himmel, die Erde und die Verbindung. Für die gesamte Umsetzung habe ich zwei Models benötigt. Anne, das blonde Model, hat hierbei Susie charakterisiert. Mein zweites Model Lilly hat Susie's jüngere Schwester Lindsey verkörpert, die zusammenfassend für den Zustand der geliebten Menschen auf der Erde steht. Ich habe mich hier für Susie’s Schwester entschieden, da Susie sie sehr oft beobachtet und da sie nur ein Jahr jünger war, erlebt sie die Jahre darauf Dinge, die Susie nie erleben durfte. 

„Okay, es war Lindsey, das wusste ich. Aber in ihren Augenblicken konnte ich mich, so stellte ich fest, mehr verlieren als in den aller anderen.“ (In meinem Himmel, Seite 270)

Viele kennen nur den Film. Ich mag den Film, aber er legt auf etwas anderes Wert als ich es heraus gelesen und für mich festgelegt habe. Bei dem Film geht es hauptsächlich darum, den Mörder zu fassen. Mein Hauptaugenmerk habe ich auf Susie und ihrer Familie während und nach dem Mord gesetzt. 

Ich bin gespannt, wie die Serie bei euch ankommt. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich etwas Bammel davor habe, die Serie zu veröffentlichen - das erste mal fühle ich mich bei einer Fotoserie angreifbar, eben weil es diesmal mehr ist als "nur schöne Fotos".

Wenn man das alles so liest, hört es sich gar nicht nach so viel Arbeit an, wie es eigentlich war. Ich hätte vorher auch nicht gedacht, dass mich die Arbeit so sehr einnimmt. Wahrscheinlich habe ich mir aber auch, wie immer eigentlich, den größten Stress selbst gemacht. Für diejenigen die mich noch nicht so genau kennen, muss ich wohl erwähnen, dass ich (leider) eine ziemliche Perfektionistin bin. Angefangen bei der Themensuche, bei der ich ursprünglich gedacht habe, dass ich nie ein gutes Thema finden werde. Bis hin zur fotografischen Umsetzung der Geschichte - überflutet von den Geschehnissen und Details in der Geschichte, habe ich mich viel zu sehr an alles aufgehangen, da mir irgendwie alles wichtig erschien. Als ich mich dann schließlich auf die für mich wichtigen Ebene festgelegt habe, ging es weiter mit der Modelsuche (ja, auch die kann sehr viel Zeit beanspruchen), Locationsuche (ich habe so viel Sprit verfahren in der Zeit), Terminsuche mit der Hoffnung, dass das Wetter mitspielt (bei der einen benötigte ich Regen, bei der anderen Abendsonne), Moodboards basteln, Skizzen zeichnen, Styling und so weiter. Und wie es dann immer so ist, hatte ich so viele Fotos aus den Shootings und musste mich dann auf ca. zehn Bilder festlegen! Puh, also für mich dauert ja die Auswahl treffen generell immer länger als das Bearbeiten an sich. Es war eine anstrengende Zeit, vor allem weil ich nebenbei noch die Selbständigkeit und einen Umzug meistern musste. Zurückblickend bin ich jedoch sehr zufrieden mit meiner Arbeit, was ich vorher nie erwartet hätte. Ich freu mich, dass die Arbeit auch in meinem Studium so gut ankam und ich dieses mit einer sehr guten Note abschließen konnte. 

Falls ihr Fragen habt oder doch noch mehr wissen möchtet, könnt ihr mir sehr gerne schreiben. Ich hätte noch viel mehr dazu schreiben können, aber ich wollte auch nicht zu viel schreiben und mich auf das Wesentlichste konzentrieren. 

Ein großes Danke geht hierbei noch an meinen lieben Betreuer Olli für deine großartige Hilfe. Ohne dich wäre ich das ein oder andere mal ziemlich daran verzweifelt. Außerdem ein riesiges Danke an meine Models Anne und Lilly und natürlich auch an meine liebe Johanna, die sich um das großartige Hair & Make-Up Styling gekümmert hat. Selbstverständlich auch Danke an meinen lieben Freund, der mir immer geholfen hat und mich ausgehalten hat in dieser Zeit.